Bonn. Raumerkundung – Räume im Raum, eine Ausstellung für Kinder und Jugendliche, ist 2018 eines der Highlights im Bonner Kunstmuseum. In einer klug konzipierten Reihe zeigt das Kunstmuseum Bonn seit 1999 jährlich eine Ausstellung für Kinder und Jugendliche mit Arbeiten von KünstlerInnen. Motive, Materialien und Bildsprache, so Kuratorin Sabina Lessmann, sprechen besonders das junge „Publikum von Morgen“ an. Zum spielerischen Dialog mit Kunst laden Inszenierungen ein wie die mit Arbeiten von Karin Kneffel, Jean Tinguely, Max Ernst, Rineke Dijkstra, Christiane Löhr und Jana Gunstheimer.
2018 installieren die Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler ( * 1964 in Wien) im freigeräumten großen Entrée zur zeitgenössischen Kunst eine Baustelle für das Werkstatt-Projekt Räume im Raum.
In der Mitte steht ein Fundament aus zusammengeschraubten Holzstäben. Auf einigen der vier mobilen Tafeln haben die Zwillingsschwestern angefangen, Motive für fantastische Geschichten zu zeichnen: „raus aus der Stadt“ oder „Es zieht im Vogelhaus“. Auf vier großen, geometrischen, schönen Farb-Zeichnungen stellen sie weitere Anregungen für Räume vor.Ihr Konzept einer Multiplen (gemeinsamen) Autorenschaft, für das sie seit den 1990er Jahren oft auch das Publikum in Projekte mit einbeziehen, begeistert. Ein Baumhaus – so stellt sich schnell heraus – ist für die Zweitklässler einer Bonner Schule der ideale Aufenthaltsort. Akkurat zimmert das Team eine handfeste, stabile Zuflucht mit Holzstäben und Flügelschrauben. Querverstrebungen und Leitern stabilisieren, Rechtecke werden zu Fenstern für Ein- und Ausblicke. Fast alles ist möglich: hineingehen, herauskommen, drumherum rumlaufen, liegen, stehen, sitzen. Hinaufklettern und von oben Ausschau halten ist allerdings nur in der Fantasie erlaubt.
Auf Tafeln haben sie mit Kreide verschiedene surreale Wohn- und Lebensräume gezeichnet. „Hier, ein Baumhaus auf einer Schaukel, hier ein Baumhaus für den Fuchs“, erläutern sie. Das von den Künstlerinnen angeregte Motiv „raus aus der Stadt“ erweitern sie: das bereits gezeichnete Dach des Hochhauses wird zum Spielplatz, dort ermöglicht ein kastenförmiges Fernrohr den Blick auf den Weg stadtauswärts. Für mehr Erklärungen ist keine Zeit – sie wollen weiter bauen. Christine und Irene Hohenbüchler lenken und leiten zurückhaltend. Sie unterstützen den „Werkel“-Prozess, geben Tipps, lassen dabei dem Team und den Einzelnen genügend Freiraum. In kurzer Zeit sind alle Hölzer verschraubt. Die Kinder werden noch eine Dokumentation ihres Erlebnistages fertigen. Dazu gehören auch eigene Raumeindrücke, die sie bei einem Rundgang durch das Museumsfoyer gezeichnet und benannt haben: die Drehtür wird zur „Wexeltür“, die in die Sammlung und in die utopischen Räume einladende Treppe zum „Wek zum Himmel“.
Wichtig sei ihnen, so die Akademie-Professorinnen (in Münster und in Wien), Workshop-Teilnehmer und Gäste zu fordern: nachzudenken über alltägliche, oft automatisierte Handlungen. Immer wieder arbeiten sie gerne zusammen mit Kindern, so die Künstlerinnen, denn die haben einen unmittelbaren Zugang zur kreativen Gestaltung. Auch wenn die Kids über Smartphones wischen, ihr Terminkalender oft nur mit dem „Taxi Mama“ eingehalten werden kann, auch wenn Handwerkliches oft ebenso selbstverständlich wie Industrieprodukte und Kunst konsumiert werden – hier, im geschützten Museumsraum zeigt sich, dass es mehr Spaß macht, ein eigenes Baumhaus zu bauen als eines aus dem Baumarkt zu kaufen.
Es bewährt sich die Forderung des Kulturpolitikers und Kulturschaffenden Hilmar Hoffmann (* 1925), dass Kulturpolitik im Sinne einer „Kunst für alle“ schon in der Schule ansetzen müsse. Gesellschaftspolitisches und ästhetisches Umdenken in diesem Sinne forderten im internationalen Rahmen unter anderem die Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933 – 2005; Adolf Wölfli-Kabinett auf der 5. Documenta, 1972 und Catherine David (documenta X, 1997).
Seit den 1990er Jahren sind eigene Hohenbüchler-Werkstatt-Projekte, oft mit Randgruppen außerhalb des Kunstmarktes, in Museums- und anderen Räumen bekannt. International bekannt wurden sie mit ihrer Arbeit auf der documenta X, umstritten war ihr Prototyp eines „Mutter-Kind-Hauses“ auf der Biennale in Venedig 1999.
Ihre nächsten Ausstellungen ab Juni 2018: “Das Leben ist kein Ponyhof”, Kunstmuseum Olten (Schweiz) und “Tausendundeine Nacht am Hauptbahnhof”, Düsseldorf, in der Gegend des Hauptbahnhofs.
CHRISTINE & IRENE HOHENBÜCHLER. Räume im Raum – Ausstellung für Kinder und Jugendliche, 06.05. – 26.08.2018; Workshops für Kinder und Jugendliche, Museumsbesucher werden mit einbezogen; Nächste Station: Kinderakademie Fulda http://www.kunstmuseum-bonn.de/ausstellungen/aktuell
2018 installieren die Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler ( * 1964 in Wien) im freigeräumten großen Entrée zur zeitgenössischen Kunst eine Baustelle für das Werkstatt-Projekt Räume im Raum.
In der Mitte steht ein Fundament aus zusammengeschraubten Holzstäben. Auf einigen der vier mobilen Tafeln haben die Zwillingsschwestern angefangen, Motive für fantastische Geschichten zu zeichnen: „raus aus der Stadt“ oder „Es zieht im Vogelhaus“. Auf vier großen, geometrischen, schönen Farb-Zeichnungen stellen sie weitere Anregungen für Räume vor.Ihr Konzept einer Multiplen (gemeinsamen) Autorenschaft, für das sie seit den 1990er Jahren oft auch das Publikum in Projekte mit einbeziehen, begeistert. Ein Baumhaus – so stellt sich schnell heraus – ist für die Zweitklässler einer Bonner Schule der ideale Aufenthaltsort. Akkurat zimmert das Team eine handfeste, stabile Zuflucht mit Holzstäben und Flügelschrauben. Querverstrebungen und Leitern stabilisieren, Rechtecke werden zu Fenstern für Ein- und Ausblicke. Fast alles ist möglich: hineingehen, herauskommen, drumherum rumlaufen, liegen, stehen, sitzen. Hinaufklettern und von oben Ausschau halten ist allerdings nur in der Fantasie erlaubt.
Auf Tafeln haben sie mit Kreide verschiedene surreale Wohn- und Lebensräume gezeichnet. „Hier, ein Baumhaus auf einer Schaukel, hier ein Baumhaus für den Fuchs“, erläutern sie. Das von den Künstlerinnen angeregte Motiv „raus aus der Stadt“ erweitern sie: das bereits gezeichnete Dach des Hochhauses wird zum Spielplatz, dort ermöglicht ein kastenförmiges Fernrohr den Blick auf den Weg stadtauswärts. Für mehr Erklärungen ist keine Zeit – sie wollen weiter bauen. Christine und Irene Hohenbüchler lenken und leiten zurückhaltend. Sie unterstützen den „Werkel“-Prozess, geben Tipps, lassen dabei dem Team und den Einzelnen genügend Freiraum. In kurzer Zeit sind alle Hölzer verschraubt. Die Kinder werden noch eine Dokumentation ihres Erlebnistages fertigen. Dazu gehören auch eigene Raumeindrücke, die sie bei einem Rundgang durch das Museumsfoyer gezeichnet und benannt haben: die Drehtür wird zur „Wexeltür“, die in die Sammlung und in die utopischen Räume einladende Treppe zum „Wek zum Himmel“.
Wichtig sei ihnen, so die Akademie-Professorinnen (in Münster und in Wien), Workshop-Teilnehmer und Gäste zu fordern: nachzudenken über alltägliche, oft automatisierte Handlungen. Immer wieder arbeiten sie gerne zusammen mit Kindern, so die Künstlerinnen, denn die haben einen unmittelbaren Zugang zur kreativen Gestaltung. Auch wenn die Kids über Smartphones wischen, ihr Terminkalender oft nur mit dem „Taxi Mama“ eingehalten werden kann, auch wenn Handwerkliches oft ebenso selbstverständlich wie Industrieprodukte und Kunst konsumiert werden – hier, im geschützten Museumsraum zeigt sich, dass es mehr Spaß macht, ein eigenes Baumhaus zu bauen als eines aus dem Baumarkt zu kaufen.
Es bewährt sich die Forderung des Kulturpolitikers und Kulturschaffenden Hilmar Hoffmann (* 1925), dass Kulturpolitik im Sinne einer „Kunst für alle“ schon in der Schule ansetzen müsse. Gesellschaftspolitisches und ästhetisches Umdenken in diesem Sinne forderten im internationalen Rahmen unter anderem die Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933 – 2005; Adolf Wölfli-Kabinett auf der 5. Documenta, 1972 und Catherine David (documenta X, 1997).
Seit den 1990er Jahren sind eigene Hohenbüchler-Werkstatt-Projekte, oft mit Randgruppen außerhalb des Kunstmarktes, in Museums- und anderen Räumen bekannt. International bekannt wurden sie mit ihrer Arbeit auf der documenta X, umstritten war ihr Prototyp eines „Mutter-Kind-Hauses“ auf der Biennale in Venedig 1999.
Ihre nächsten Ausstellungen ab Juni 2018: “Das Leben ist kein Ponyhof”, Kunstmuseum Olten (Schweiz) und “Tausendundeine Nacht am Hauptbahnhof”, Düsseldorf, in der Gegend des Hauptbahnhofs.
CHRISTINE & IRENE HOHENBÜCHLER. Räume im Raum – Ausstellung für Kinder und Jugendliche, 06.05. – 26.08.2018; Workshops für Kinder und Jugendliche, Museumsbesucher werden mit einbezogen; Nächste Station: Kinderakademie Fulda http://www.kunstmuseum-bonn.de/ausstellungen/aktuell